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Lange, Otto

1879 (Dresden ) – 1944 (Dresden )

BIOGRAFIE

Die Toten Ali und Oasu

JAHR // 1919/ 20
TECHNIK // Farbholzschnitt
MAßE // ca. 180 mm x 132 mm
ZUSTAND // das Blatt weist etliche Stockflecken auf; im Druck selbst jedoch wenige Stockflecken
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Farbholzschnitt auf Büttenpapier, 180 mm x 132 mm auf 500 mm x 375 mm

Blatt Nr. 20 von 20 illustrativen Farbholzschnitten + Titelblatt

zu „Van Zantens glückliche Zeit“ (Roman 1908/ 1911)

unten mittig beschriftet und signiert:

„Hand. Selbstdruck OttoLange“

WVZ-Nr. H 264

 

„Und zwischen Trümmern ihrer Hütte findet er sie wieder, seine tote Ali, den Knaben an ihre kalte Brust gepreßt. Es ist unmöglich, ihn aus ihren Armen zu lösen. Es sieht aus, als hätte der Tod die beiden im Schlaf zu sich genommen. – Wie aus einer wundersamen Blume entwickelt Otto Lange dieses Bild der Liebe und des Friedens…“

(Hans F. Secker aus dem Geleitwort zu Otto Langes Holzschnittfolge „Van Zantens glückliche Zeit“, Dresden 1920 in: Galerie Albstadt 1983, S. 101.)

 

Die Holzschnitte illustrieren den Roman „Van Zantens glückliche Zeit “ des dänischen Autors Laurids Bruun (1864-1935) [im Original „Van Zantens lykkelige Tid“ 1908; in deutscher Übersetzung 1911]. Im Zusammenhang mit Südseeaufenthalte des Schriftstellers entstanden, begründet sich der Erfolg der Fortsetzungsromane, die von den Abenteuern des Holländers van Zanten erzählen, in der Sehnsucht nach fremden Ländern und im Fernweh der damaligen Zeit. Ernst Schremmer beschreibt van Zanten als europamüden Aussteiger, „[…] der fern aller Zivilisation sein Glück findet in einer märchenhaften Welt, in freier Liebe, dann als von der jüngsten Tochter des Königs, Ali, auf der Insel Pelli, erwählter Mann, das gemeinsame Glück, schließlich nach einem Taifun den Tod von Weib und Kind.“ (Galerie Albstadt 1983, S. 15)

Neben Otto Lange haben sich u.a. auch die Bücke-Maler Otto Mueller (1874-1930) bereits 1912 und Max Pechstein (1881-1955) 1924 dem Thema des Südseeabenteurers van Zantens durch das Medium Holzschnitt angenähert. Jedoch blieb es bei beiden Künstlern bei unvollendeten Entwürfen.

[Georg Schrimpf (1889-1938), Vertreter der Neuen Sachlichkeit, veröffentlichte ebenfalls 1920 eine farbig kolorierte Folge von 10 Lithografien zu dem Thema im Verlag der Galerie „Neue Kunst“ bei Hans Goltz in München].

 

Die Folge „Van Zantens glückliche Zeit“ von Otto Lange nimmt eine besondere Stellung und Schlüsselposition im grafischen Oeuvre des Künstlers ein. Er bedient sich formaler Zitate aus den Stilen Symbolismus, Jugendstil und Expressionismus. Dabei entwickelt er seine eigene, originäre Übersetzung des Stoffes in das Medium des Holzschnittes. Die 21 Farbholzschnitte (Titelblatt und 20 Blätter) erschienen als Mappenwerk in 40 Exemplaren im Verlag Galerie Ernst Arnold 1920 in Dresden
(wobei Mappe 1-10 auf Japanpapier, Mappe 11-40 auf Büttenpapier gedruckt wurde).

Von Hans F. Secker (1888 – 1960), Kunsthistoriker und Museumsdirektor in Danzig, stammen das Vorwort zur Mappe und kurze Beschreibungen der einzelnen Blätter.

 

Ernst Schremmer lobt im Ausstellungskatalog insbesondere die „kongeniale Farbgebung“ der Schnitte und spricht in diesem Zusammenhang von einem „ […] Konzentrat des graphischen Lebenswerks des Künstlers, das auch ohne die konkrete Kenntnis des Textes spricht. Formal, stilistisch, in den Farbskalen spielt der Holzschneider alle Stimmungen durch, beherrscht alle Ausdrucksmöglichkeiten, die ihm vom Technischen wie vom Inhaltlichen her gegeben sind. Bald lyrisch, bald dramatisch, bald aufgehellt, bald dicht und dunkel verschlüsselt geben sich die Darstellungen auf den zwanzig Arbeiten, angefangen von dem Titelblatt.“ (Galerie Albstadt 1983, S. 15)

 

Abschließend betont er die starke, ausströmende Kraft der handgedruckten Arbeiten. „Hier spürt man etwas von dem intuitiven Nacherleben einer dichterischen Niederschrift, ein Nachempfinden eines einfühlsamen Meisters seiner Kunst. Diese meisterhafte Schöpfung zählt zweifellos zu den Höhepunkten deutscher Druckgraphischer Folgen im 20. Jahrhundert.“ (Galerie Albstadt 1983, S. 102)

 

Literatur:

Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts, Thieme-Becker, Bd. 3, S. 168.

Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Hans Vollmer, Bd. 22, S. 328f.

Internationales Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jh., Joachim Busse, S. 723.

Reinhardt, Georg, Otto Lange 1879-1944. Aquarelle, Holzschnitte, Radierungen, Lithografien. Eigenbesitz aus der Stiftung „Sammlung Walther Groz“, Ausstellungskatalog Städtische Galerie Albstadt 11. September bis 6. November 1983.

Schönjahn, Claudia, Monumentale Graphik! Otto Lange (1879-1944). Leben und Werk Werkverzeichnis seiner Druckgraphik, Petersberg 2014.

Weiß, Frank, Malerei im Vogtland. Bildwerke und Maler aus neun Jahrhunderten, Leipzig 2002, Seite 169ff.

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