Dietrich (genannt Dietricy), Christian Wilhelm Ernst
1712 (Weimar) - 1774 (Dresden)
BIOGRAFIE //
Sohn von Maler und Radierer Johann Georg Dietrich (1684-1752) aus dem thüringischen Weißensee (der Vater war bei dem Rudolstädter Hofmaler Seivert Lammers (1648-1711) in die Lehre gegangen, danach ist er Hofmaler an der Residenz Herzogs Wilhelm Ernst in Weimar geworden)
die künstlerische Begabung des Sohnes wurde durch den Vater früh erkannt und gefördert und er übernahm dessen erste künstlerische Ausbildung
Besuch des von Herzog Wilhelm Ernst gegründeten Gymnasiums in Weimar, in dem er die Grundlagen einer schulischen Ausbildung erhielt
1724/ 27
Lehrzeit bei dem berühmten Landschafts- und Prospektmaler Johann Alexander Thiele (1685-1752) in Dresden
Besuch der unter August dem Starken erweiterte Malerakademie; im Vordergrund stand das Malen nach dem lebenden Modell, nach Skulpturen der königlichen Sammlung und Werken der Galerie
1728
Dietrich besitzt großes künstlerisches Geschick und begleitet bereits Thiele zu einem längeren Aufenthalt nach Arnstadt, wo Thiele als Kämmerer, Hofmaler und Galerieinspektor von Fürst Günther von Schwarzburg-Sondershausen in Diensten stand
unter Thieles Anleitung entstehen in dieser Zeit erste Versuche in der Radiertechnik
Thiele beauftragte Dietrich u. a. zur Ausstaffierung seiner Landschaftsprospekte mit Figuren; gemeinsame Arbeit am Prospekt „Das Zaithainer Lager“ von 1731; Dietrich erweist sich als begabtester Schüler von Thiele
30. April 1731
per königlichem Dekret von August dem Starken zum Hofmaler bestellt und zur weiteren Ausbildung in die persönliche Obhut des Ministers Heinrich Graf von Brühl (1700 – 1763) übergeben worden
nach Lehrzeit wieder Aufenthalt in Weimar, größere Widmung der Radierkunst
Dietrich erhielt zahlreiche Aufträge durch Premierminister Heinrich Graf von Brühl für dessen Palais und Residenzen
1731
Aufenthalt in Braunschweig, Besuch der Gemäldegalerie von Schloss Salzdahlum; es entstehen einige Gemälde (heute im Herzog-Anton-Ulrich-Museum)
ein großer Verehrer und Gönner von Dietrich ist Hermann Carl von Keyserlingk (1696-1764), russischer Gesandter, von 1733-1745 in Dresden; Keyserling baut ein eigenes Kabinett mit Werken von Dietrich auf
seit 1736/ 37
der Maler wandelt seinen Namen italianisierend um und signiert fortan mit „Dietricy“
ab 1741
Hofmaler von König August III. in Dresden
zahlreiche Werke wurden in die Sammlungsbestände der königlichen Gemäldegalerie aufgenommen
1742-56
Bestellung von 58 Gemälde beim Künstler durch Christian Ludwig II. Herzog zu Mecklenburg-Schwerin
1743
Studienreise nach Italien auf königliche Anordnung; es entstehen zahlreiche Studien und Skizzen von römischen Ruinen, Tempel sowie Landschaften; es stellen einen wichtigen Motivschatz für sein ganzes späteres Schaffen insbesondere Landschaftsmalerei, Radierung dar
1748
Ernennung zum Inspektor und Restaurator der Gemäldegalerie Dresden; das erste gedruckte Inventar von 1765 verzeichnet 31 Werke von Dietrich (davon 14 Gemälde mit religiösen Themen)
Dietrich zählt zu einem der produktivsten und höchstbezahlten Künstler am Hof, seine Werke waren in ganz Europa begehrt
umfangreiche Aufträge wandgebundener Dekorationsmalereien in zahlreichen Schlössern und fürstlichen Residenzen
pflegte zahlreiche Freundschaften zu Künstlerkollegen, Kunstgelehrten und Sammlern: Adam Friedrich Oeser, Philipp Daniel Lippert, Anton Raphael Mengs, Johann Anton Riedel, Anton Graff, Christian Ludwig von Hagedorn, Johann Joachim Winckelmann
seit 1764
Professor für Malerei im Fach Landschaft und Tiere an der Dresdner Akademie
Dietrich veröffentlicht eine Ausgabe mit 68 Radierungen „Ouevre de C. G. E. Dietrich, Peintre de S. A. Electorale de Saxe“
1764-65
Leitung als Direktor der neugegründeten Zeichenschule Meißen; Dietrich waren Johann Gregorius Höroldt und Johann Joachim Kändler unterstellt; nach Pensionierung Höroldts übernahm Dietrich kurze Zeit die Leitung der Porzellanmalerei
Mitglied des „Nöthnitzer Kreises“
Ehrenmitgliedschaft der Akademien in Augsburg, Bologna und Kopenhagen
„Sein Ruf als virtuoser Nachahmer mit unverwechselbarer stilistischer Eigenart verbreitete sich weit über die Grenzen Sachsens hinaus.“ (Schniewind Michel S. 28)
Literatur
Petra Schniewind Michel, Christian Wilhelm Ernst Dietrich, genannt Dietricy (1712-1774), München 2012.